Der Overview Effekt

Als Overview-Effekt wird ein Phänomen beschrieben, das Astronauten erleben, wenn sie zum ersten Mal die Erde aus dem Weltall sehen. Diese Erfahrung verändert ihr Leben nachhaltig. Die Distanz zur Erde erschliesst ihnen eine Meta-Perspektive, nicht nur auf den Planeten, sondern auch auf sich selbst. Kein Wunder also, dass US-Astronaut Edgar Mitchell, nach seiner Rückkehr vom Mond, das Institut of  Noetic Science gründete, dass sich der Erforschung aussergewöhnlicher Bewusstseinszustände widmete. Was er erlebt hatte, nennt man den Overview Effekt. Abstand verändert eben vieles, vor allem die Perspektive. Grenzen lösen sich auf, und was sich einstellt ist laut Mitchell: „eine grosse Klarheit und ein tiefes Verstehen der Verbundenheit allen Lebens.“
Wir müssen uns nicht unbedingt in die Umlaufbahn der Erde befördern lassen, um den Overview-Effekt zu erfahren. Transpersonale Techniken erzeugen eine ähnliche Wirkung, bzw. eine Metaperspektive. In den fernöstlichen Traditionen wird diese Fähigkeit eines erweiterten Bewusstseinsspektrums als Innerer Beobachter bezeichnet. Wenn wir den augenblicklichen Zustand unseres Planeten anschauen, täte der Menschheit kollektiv ein Overview-Effekt wirklich gut.

Sobald wir den Inneren Beobachter in uns aktivieren, haben wir die Wahl, Gewohnheitsmuster und destruktives Verhalten zu ändern. Statt z.B. Essen in uns reinzustopfen, können wir es Bissen für Bissen geniessen.  Durch Beobachtung reduzieren sich Gedanken. Sobald wir Abstand zum eigenen Denken haben, haben Gedanken keine Macht mehr, uns in ihren Bann zu ziehen. Wenn man längere Zeit im Beobachter verweilt, gewinnt man vermehrt Klarheit, weil man einen Schritt zurücktritt, in die Umlaufbahn seiner Automatismen.
Der Overview-Effekt erzeugt Humor. Er lässt uns leichter die Absurdität des Daseins erkennen. Innehalten entsteht wie von selbst und führt dazu, dass man sich seiner Selbst wieder gewahr wird. Ein tiefer Atemzug hilft immer.  Der Atem verbindet uns wieder mit dem Körper; hilft uns, das was ist, anzunehmen und das was wir nicht wollen, beim Ausatmen loszulassen.

Die eigene Hektik legt sich, je mehr man beobachtet. Die Qualität, die dann entsteht nennt man natürliche Achtsamkeit. Warum entsteht mehr Klarheit aus Achtsamkeit? Die Energie, die üblicherweise ins automatische Denken fliesst, steht nun zur Verfügung, um eine erweiterte Perspektive einzunehmen.  Mit Abstand schaut vieles anders aus. Wenn die Gedanken sich nach und nach auflösen, entsteht die Klarheit des Overview-Effekts. Jetzt nimmt man den Gesang der Amseln am Morgen, die im Frühling wiederkehrenden Sonnenstrahlen und den Geruch von frischem Brot wieder wahr. Je öfter Du beobachtest, umso mehr entdeckst Du die Tiefendimension des Seins und das Leben spiegelt sich voller Schönheit in Deinem Bewusstsein.