Natürliche Meditation, der direkte Weg in die Ruhe des Seins

Ich begann vor ca. 30 Jahren mit einer einfachen Meditationstechnik, die mir mein damaliger Lehrer zeigte. Er deutete an, ich hätte zu viele Gedanken im Kopf, und etwas mehr Abstand zum Denken würde mir gut tun. Seine Diagnose stimmte: Mein „Schädel“ brummte häufig, ich machte mir dauernd Sorgen und war zu wenig im Bauch. Ich lernte von ihm, wie ich mit dem Atem die Energie im Körper bewegen konnte. Das Zuviel in meinem Kopf brachte ich mit Hilfe dieser Technik in den Bauch. Das klappte auch anfänglich wunderbar. Mein Kopf wurde leerer und innere Ruhe stellte sich schnell ein. Die spürbaren Veränderungen im Körper und eine langsam sich entwickelnde Ruhe überzeugten mich davon, jeden Tag mindestens zweimal 10 Minuten für diese Übung zu investieren. Einer der Nebeneffekte dieses Alltagsrituals war, dass ich mir – auch während des Tages – manchmal gewahr wurde, dass ich mich schon wieder in meinen – oft sorgenvollen – Gedanken verloren hatte. Ich erkannte, dass mein innerer Dialog eine gewaltige Kraft hatte, der ich mir bis dahin überhaupt nicht bewusst war. Mein nächstes Ziel war daher, mich mehr und mehr im inneren Beobachter zu verankern, bzw. Abstand zu meinen Gedanken zu entwickeln.

Es gab Zeiten in der Meditation, da war es nur ein Kampf gegen mein Denken, das mich immer wieder in die Knie zwang. Endlos verlor ich mich im inneren Dialog von Sorgen, Plänen, Befürchtungen oder Zukunftsszenarien. Außerdem wollte mein Körper nicht stillsitzen. Es war unglaublich schwierig, einfach nur für 10-20 Minuten still zu sitzen und nichts zu tun. Oft war es ein innerer Kampf und der Versuch meine Gedanken zu kontrollieren, um inneren Frieden zu finden. Nach Jahren der Praxis stellte ich fest, dass ich die Art und Weise wie ich meditierte, komplett verändern musste. So kam ich nicht weiter, es war mir viel zu anstrengend.

Also stellte ich mir die Frage, was passieren würde, wenn ich den Krieg gegen meine Gedanken aufgeben würde. Was mir dabei half, war eine spontan auftauchende Frage in einer Meditation, die lautete: „Wer meditiert da eigentlich?“ Ich begann damit, die Vorstellung loszulassen, was Meditation ist und wie man korrekt meditiert. Denn ich hatte eine Menge Vorstellungen davon, wie ich mich fühlen sollte, wenn ich erfolgreich meditieren könnte: ruhig, tief entspannt, ekstatisch; ich würde außergewöhnliche Erlebnisse haben, tief in meine Essenz eintauchen, in meine Buddha-Natur, in die höchste Ebene des Bewusstseins, etc. All diese Vorstellungen generierten einen subtilen, aber konstanten Erwartungsdruck in der Meditation. Der einzige Grund, der mir einfiel, warum ich diese Zustände nicht erreichte, schien mir, dass ich die Technik nicht wirklich durchdrungen hatte und sie leider nur lausig und unvollständig praktizierte. Also bemühte ich mich scheinbar nicht genug und fühlte mich nach der Meditation immer wieder schlecht, weil ich es ja nicht geschafft hatte, meinen inneren Ansprüchen zu genügen. Ich hatte den gleichen Leistungsanspruch im Außen einfach auf die innere Welt übertragen.

Ich begann nun mit einer völlig anderen Haltung an Meditation heranzugehen. Mir war es auch einmal völlig egal, was passieren würde. Ich begann alle Ansprüche zu vergessen und einfach nur zu sitzen. Ich hörte auf, eine andere Erfahrung zu suchen, als die, die gerade stattfand, bzw. jede Form von Anstrengung oder Kontrolle loszulassen. Keine Erwartungen mehr, keine Ansprüche mehr, alles vollständig anzunehmen, was gerade in mir und um mich herum passierte. Es spielte keine Rolle mehr, was in der Meditation passieren würde. Ich saß einfach nur noch still, ohne Widerstand gegen das, was passierte und ohne Anstrengung. Ich versuchte nicht mehr meine Erfahrung in irgendeiner Weise zu steuern oder zu kontrollieren. Diese Haltung wurde zur Basis meiner Meditation. Ich nenne sie heute „natürliche Meditation“. Sie ist einfach, jederzeit ausführbar, frei von jeglichen Beliefs und führt direkt in die Ruhe des eigenen Seins.

Natürliche Meditation ist unsere primäre Natur. Deshalb finden wir sie nicht, wenn wir sie suchen, sondern nur dann, wenn wir alles Suchen aufgeben. Machen Sie, lieber Leser, jetzt mit mir einen kleinen Versuch:

1. Schritt: Wir konzentrieren uns auf ein Objekt vor uns, wie z.B. den Text, den Sie gerade lesen oder die Geräusche im Raum. Hier sind wir im Bereich der äußeren Objekte.  Formen haben materielle Gestalt, bewegen sich oder sind statisch.

2. Schritt: Verlagern Sie die Aufmerksamkeit mehr nach Innen, in die Welt Ihrer Gedanken, Gefühle oder Empfindungen. Wenn wir einen Gedanken wahrnehmen, können wir uns fragen: In was erscheint dieser Gedanken? Wo entsteht er und wohin verschwindet er wieder?  Wenn wir eine körperliche Empfindung wahrnehmen, wie das Gefühl in den Händen oder Füssen, lenken wir unsere Aufmerksamkeit nach Innen. Die Objekte sind hier „flüssiger, weniger fest. Aber wir befinden uns immer noch in der Welt der Objekte, auch wenn es die inneren Objekte unserer Wahrnehmung sind.

3. Schritt: Jetzt gehen wir noch einen weiteren Schritt nach Innen und fragen uns: Wie fühlt es sich an, derjenige zu sein, der all das wahrnimmt? Wie ist es, mir meiner Selbst gewahr zu sein? Wenn ich einfach nur der Wahrnehmende bin, ohne dass die Aufmerksamkeit an innere oder äußere Objekte gebunden ist, findet Selbstgewahrsein einfach statt. Die Aufmerksamkeit ruht, fällt auf natürliche Weise auf sich selbst zurück.

Je mehr wir uns im Gewahrsein des Wahrnehmenden verankern, je leichter wird es uns fallen, Abstand zur inneren Welt der Gedanken, Gefühle und Empfindungen und zur äußeren Welt der Formen und Ereignisse herzustellen. Das ist die Essenz der natürlichen Meditation, ein Weg ohne Anstrengung, der direkte Weg in die Ruhe des Seins.

Eines der schönsten Geschenke, die ich in den letzten Jahren erhalten habe, ist das Feedback von Franziska, einer Teilnehmerin aus dem letzten Ausbildungskurs zum transpersonalen Coach. Sie schildert, was möglich ist, wenn man sich auf diesen direkten, meditativen Weg ins Sein einlässt: „Ich weiß nur, ich bin angekommen, bei mir, in diesem wunderbaren neuen Bewusstsein. Und ja, das Wie lässt sich schwer beschreiben. Alles geht plötzlich ganz leicht, die Dinge fügen sich ohne eigenes Dazutun. Das Leben zeigt mir meinen Weg – im wahrsten Sinn des Wortes. Alles was ich brauche, kommt auf mich zu – sehr oft bis fast immer kostenlos. Alles, was mein Herz wünscht, eröffnet sich mir. Durch nichts tun, nur durch Sein in diesem Bewusstsein – alles was ich tun muss, ist die Zeichen zu lesen, die mir „geschickt“ werden. Sei es durch die Natur, die Menschen, Worte, was ich sehe, was ich fühle, was ich berühre. Es ist wunderschön. Wir können sein, was wir wollen. Und ich kann dieses „Licht“ als Coach weitergeben – es passieren wunderschöne Sachen mit den Menschen um mich herum.“